Immerhin 36 Spieler stehen auf der beim Fußballverband Sachsen-Anhalt hinterlegten Spielberechtigungsliste der Verbandsligamannschaft des SV Dessau 05. Auf dieser befinden sich neben den etablierten Akteuren auch zahlreiche Talente. Talente, mit denen 05-Coach Dimitrios Mitsis auch arbeiten will, wie er immer wieder ausdrücklich betont hatte. “Wir brauchen in dieser langen Saison einen breiten Kader”, hatte der Übungsleiter schon vor der Saison immer wieder bekräftigt.
Sturm verhindert flüssiges Fußballspiel
Am vergangenen Samstag durften sich auch die, bei den widrigen Witterungsbedingungen wenigen, mitgereisten Fans von der Kadertiefe überzeugen. Das geschulte Auge des auswärtserprobten Vertreters vom lokalen Tennisclub Rot-Weiß, Karsten Schmidt, hatte es sofort erkannt: “Robert Römer im Sturmzentrum. Das haben wir so schon lange nicht mehr gesehen.” Doch Schmidt wusste auch: “Da muss er nicht so viel laufen. Das wird seinem Alter gerecht.” Denn genau dort, in der Offensive, war Mitsis zum Umstellen gezwungen. Branden Stelmak und Niklas Mieth fehlten aufgrund einer Gelbsperre. Die möglichen Vertreter Vitalii Olkhovskyi und Julian Bittner fallen derzeit verletzungsbedingt aus. Also durfte Robert Römer im Sturmzentrum ran, Mannschaftskapitän Lukas Schuhmacher übernahm die Mieth-Position, Tobias Berndt rutschte auf die offensive Außenbahn, während Neuzugang Ihor Spivak für Berndt als Außenverteidiger sein Debüt für die Nullfünfer gab. Nach seiner abgelaufenen Sperre durfte außerdem Sören Barabasch wieder mitmischen. Neu im Kader waren zudem Ersatzkeeper Hamid Yousefi, der in der Winterpause von Inter Leipzig in den Schillerpark wechselte und der erst 17-jährige Nick Bauer, welcher den Platz des krankheitsbedingt ausgefallenen Benjamin Girke eingenommen hatte. Trotzdem wollte Mitsis nicht von einer B-Elf sprechen: “Wir haben ein Team, in dem jeder das Potenzial für die Startelf hat. Die Spieler müssen mir nur im Training zeigen, dass sie wollen.”
Ein flüssiges Fußballspiel durften die sachkundigen Fußballfans auf dem Kunstrasenplatz des VfB Sangerhausen – hier hin ist der SV Eintracht Emseloh ausgewichen – allerdings nicht erwarten. Zu sehr prägte der für jenes Wochenende angekündigte Sturm das Spiel. Glücklicherweise hatten die Gastgeber vom SV Eintracht genügend Ersatzbälle dabei. Lang geschlagene Bälle landeten meist an der Kegelbahn des VfB Sangerhausen, sofern der seitliche Fangzaun nicht seinen Zweck erfüllte. Entsprechend zäh verlief der erste Durchgang, da sich beide Mannschaften erst an die Bedingungen gewöhnen mussten. “Du musst nach rechts schießen, damit der Ball vorne links ankommt”, stellte auch Schmidt irgendwann fest. Gefährlich wurde es erst, wenn sich eine der beiden Mannschaften per Kurzpassspiel vor das jeweils gegnerische Tor kombinieren konnte. Doch auch das war auf dem kleinen Kunstrasenfeld ein sehr ambitioniertes Unterfangen. Meistens war dann doch irgendwo noch ein Fuß dazwischen.
Typisches Berndt-Tor öffnet das Spiel
Wie schon im Hinspiel sollte ein Tor von Tobias Berndt die Richtung vorgeben. Und jenes sollte ähnlich kurios werden, wie schon das 1:0 in der Begegnung Ende August des vergangenen Jahres. Unmittelbar nach dem Wiederanpfiff hatte Sören Barabasch den Angriff über die Außenbahn mit einem gezielten Pass auf Lukas Schuhmacher eingeleitet. Letzterer wiederum verlängerte das Leder per Kopf auf Robert Römer. Doch der Wind drückte den Ball weg von Römer, weshalb sich dieser schon auf das Gegenpressing vorbereitete. Da sich aber weder die beiden Emseloh Verteidiger Patrick Stamm und Mykyta Shevtsov, noch Schlussmann Florian Franke einige waren, wer den Ball übernimmt, sprintete Berndt in das Szenario, um den Ball zunächst zu erobern und dann aus der Drehung heraus ins leere Tor unterzubringen.
In der Folge entwickelte sich an schnelleres Spiel. Der Gastgeber wurde durch den Gegentreffer zu Offensivaktionen gezwungen und plötzlich kamen auch neue Bälle deutlich schneller ins Spiel. Zum Eingreifen wurde 05-Keeper Zicos Resvanis allerdings nicht gezwungen. Mit Stundenfrist konnte Yves Pratsch von seinem Gegenspieler Bledar Shoshi im Strafraum nur regelwidrig gestoppt werden. Der eigentlich so sichere Strafstoßschütze Max Eschner scheiterte mit seinem Versuch allerdings am Pfosten. Schon beim Positionieren des Balles hatte Eschner Probleme. Dieser wurde vom Wind immer wieder von der Elfmetermarkierung geschoben. “Wir haben uns von dieser vergebenen Chance nicht beeindrucken lassen”, sollte Mitsis seine Mannschaft nach der Begegnung noch loben.
Joker entscheiden das Spiel
Unmittelbar vor der Elfmetersituation durfte Routinier Römer seinen Dienst beenden und mit Nick Bauer kam ein weiterer Debütant unter der Regie von 05-Coach Dimitrios Mitsis zum Einsatz. Bauer wurde in die vorderste Reihe befördert, um Bälle im letzten Drittel festzumachen. Wenig später stand dann auch Friedrich Fromm neben Bauer. Der großgewachsene Innenverteidiger ist aktuell Mitsis Trumpf im Sturmzentrum. Bereits in den Testspielen hatte der Trainer Fromm in dieser Position, welcher er vor allem im Nachwuchs bekleidete, ausprobiert, um aufgrund der offensiven Ausfälle eine Alternative in der Hinterhand zu haben. Beide Wechsel sollten sich später noch auszahlen.
Mit dem verschossenen Elfmeter witterte der Gastgeber seine Chance. Doch in der Innenverteidigung waren die gut aufgelegten Sören Barabasch und Felix Zilke oftmals eine Art Endstation. Gute zehn Minuten vor Abpfiff sorgte Nachwuchstalent Nick Bauer für die Vorentscheidung. Ein Schuss von Friedrich Fromm konnte noch geblockt werden. Der Ball sprang Bauer allerdings genau vor die Füße und so konnte der Youngster die Pille aus gut sechzehn Metern mit einem kontrollierten Schuss gegen die Laufrichtung des Torhüters im langen Eck unterbringen.
Für den Schlusspunkt sorgte Friedrich Fromm kurz vor dem Ablauf der Spielzeit. Eine Spivak-Ecke landete bei Eschner am langen Pfosten. Den Kopfball konnte Eintracht-Schlussmann Franke noch abwehren, war allerdings beim Nachschuss von Fromm chancenlos.
Nach dem Abpfiff war Mitsis sichtlich erleichtert: “Wir mussten hart gegen den Gegner und den Wind kämpfen. Das waren, trotz vieler fehlender Spieler, drei sehr wichtige Punkte. Positiv möchte ich heute Nick Bauer und Friedrich Fromm herausheben. Beide haben eine neue Variable in unser Spiel gebracht und halfen uns mit ihren Toren zum Sieg.” Lange feiern möchte der Trainer indes nicht. “Wir bereiten uns jetzt auf das nächste Spiel vor”, gibt der Übungsleiter die Richtung vor. Und jenes Spiel wird am kommenden Samstag um 14:00 Uhr im Stadion am Schillerpark angepfiffen. Der Haldensleber SC wird im Nachholspiel seine Visitenkarte abgeben.