Explosion und Ekstase beim 3:2 in der Verlängerung durch Elia Friebe. (Foto: Axel Winkler)

Nullfünf sorgt für Sensation im Landespokal.

Ein Tag, der in die Vereinsgeschichte eingeht: Der Fußball-Verbandsligist SV Dessau 05 setzte sich als Außenseiter im Achtelfinale des Landespokals gegen den höherklassigen VfL Halle 96 durch und gewann nach packenden 120 Minuten in der Verlängerung mit 3:2 (0:1, 2:2).

Die Stimmung im Dessauer Stadion am Schillerpark war elektrisierend. Kaum hatte Schiedsrichter Silvio Rüdiger nach 123 Minuten das Spiel abgepfiffen, brach ein regelrechter Freudentaumel aus. Rund 400 Zuschauer jubelten ausgelassen, sangen und skandierten ironisch: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ oder “der SVD ist wieder da”. Auf dem Platz lagen Spieler, Trainer und Betreuer sich freudestrahlend in den Armen, während Pressevertreter erst einmal vergeblich versuchten, ein Interview zu ergattern.

Der Erste, der sich aus dem Jubelkreis löste, war Sören Barabasch. „Wir platzen vor Freude“, strahlte der 36-Jährige, der mit seinem späten Ausgleichstreffer zum 2:2 in der letzten Sekunde der regulären Spielzeit (90.+5) das Spiel in die Verlängerung rettete. „Das war Werbung für unseren Verein und für unsere Stadt“, fügte er hinzu – und Recht hatte er.

Das Spiel begann zunächst ruhig, beide Teams tasteten sich ab. Die Gäste aus Halle gingen nach rund 30 Minuten in Führung, als Niclas Hüttig eine präzise Hereingabe von Ludwig Bölke per Kopf im Nullfünf-Tor unterbrachte. Ein sauber ausgeführter Standard entschied zu diesem Zeitpunkt über den Unterschied. Schon in der ersten Hälfte aber waren die 05er keineswegs unterlegen und ein Klassenunterschied war nicht erkennbar.

In der zweiten Hälfte erhöhte die Spannung. In der 70. Minute erzielte Niklas Mieth per Handelfmeter den Ausgleich für Dessau 05. Halle ließ sich nicht abschütteln und ging in der 83. Minute erneut in Führung, als Jegor Jagupov traf. Alles deutete auf einen Sieg der Gäste hin, doch in der vierten Minute der Nachspielzeit der regulären Spielzeit gelang Barabasch mit einem letzten Angriff das 2:2 und schickte das Spiel in die Verlängerung. Selten explodierte der Schillerpark derartig, die Stimmung war nun vollends am kochen.

In der Verlängerung fiel die Entscheidung schließlich in der ersten Hälfte der Extraspielzeit. Nach einem langen Einwurf von Eric Schmitkamp, über Barabasch zu Elia Friebe drehte der 22-jährige Torjäger geschickt seinen Gegenspieler aus und traf zum entscheidenden 3:2 für die Dessauer. Trotz kurzer Proteste wegen Handspiels blieb der Treffer bestehen. Im zweiten Durchgang der Verlängerung hielt Torhüter Nico Becker seinen Kasten wie eine Mauer sauber und sicherte den überraschenden Sieg.

Cheftrainer Dimitrios Mitsis zeigte sich nach dem Abpfiff überglücklich: „Wir haben genau das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Wir hatten Respekt vor dem Gegner, aber keine Angst, und haben unsere Chancen konsequent genutzt.“

Mit diesem Sieg zieht der Außenseiter SV Dessau 05 ins Viertelfinale des Landespokals ein – ein Abend, den Spieler, Trainer und Fans so schnell nicht vergessen werden. Zusätzlich wurde die Begegnung bei Sport im Osten im MDR live übertragen. Da ab der 60. Minute die Spiele in Thüringen und Sachsen vorbei waren, zeigte der MDR ab da nur noch die 05-Begegnung. Mehr Dramatik geht auch für den neutralen Zuschauer wohl nicht. Die Glückwünsche und Anteilnahme am Erfolg danach war riesig.

“Ich bin heute stolz 05er und Dessauer zu sein. Am Ende sind das die Spiele, wofür man diesen Sport betreibt. Wie wir es vorher auch gesagt haben, muss an so einem Tag alles passen. Das Glück mit der ein oder anderen Schiedsrichterentscheidung war sicher auf unserer Seite, aber das braucht man eben. Und Glück muss man sich irgendwo verdienen. Das haben wir heute. Alle haben sich rein geworfen, sind jedem Ball hinterher gejagt, das ist am Ende das, was die Zuschauer auch sehen wollen und honorieren. Hut ab an jeden einzelnen 05er heute, ob auf dem Spielfeld, auf der Bank oder auf den Rängen”, freute sich Co-Trainer Robert Römer.

SV Dessau 05: Becker − Biriuk, Zoblofsky, Mieth (102. Schmitkamp), Sparfeld, Schultz (83. von Zansen), Friebe, Pälchen (91. Lübke), Pratsch (87. Savri), Girke (70. Amededissio), Barabasch

Alle Tore im MDR-Video: FSA-Pokal: SV Dessau schafft die Pokalüberraschung | MDR.DE